WörthseeKalkulation

Kalkulation des Grundstückspreises, der verlangt werden müßte:

Vorbemerkung:

  1. Die auf dieser Seite aufgeführten Überlegungen dienen dazu, ein Gefühl für die Größenordnungen zu bekommen, mit denen man es zu tun hat, wenn man im Osten Etterschlags ein neues Großgewerbegebiet ausweisen will.
  2. Die verwendeten Zahlen sind ausnahmslos belegbar.
  3. Trotz evtl. Feinheiten in der Kalkulation, die u.U. nicht perfekt berücksichtigt wurden, sind die errechneten Gesamtkosten von über 50 Millionen DM absolut aussagekräftig.
  4. Typischerweise wird für die Erschließung zwischen 140 und 160 DM / m² angesetzt. Die Erfahrung zeigt aber, daß selten ein GG unter 200 DM/m² abgerechnet wird. Im Wörthseespiegel Sept. 2001 sind die Erschließungskosten für das bestehende Gewerbegebiet Etterschlag West mit 195 DM/m² angegeben.
    Nachgewiesenermaßen hat in dem Gewerbegebiet Andechs (erschlossen im Frühjahr 2001) die Erschließung 211,- DM / m² gekostet.
    In FFB wurde kürzlich innerorts (also in einem Gebiet, wo alle Versorgungsleitungen direkt vor dem Grundstück lagen) ohne Grundwasserprobleme und bei bestem Baugrund (reiner Kies) für 200 DM / m² die Erschließung durchgeführt.
    Im Münchner Osten ebenfalls ohne Grundwasserprobleme einmal für 220 und einmal für 250 DM / m² erschlossen.
    Wir haben sechs oberbayrische Gemeinden mit vergleichbaren Verhältnissen im Speckgürtel um München unserer Kalkulation zugrundegelegt. Deren Gewerbegebiete wurden in den letzten zwei Jahren errichtet.
    Zu dem höheren Preis trägt auch die besondere Grundwasserproblematik des geplanten Gebietes bei. Im westlichen Teil der Optionsfläche steht nach einem starken Regen das Wasser, im östlichen Teil ist der Boden sehr durchlässig, man muß also Vorsorge treffen, um das reichhaltige und qualitativ hochwertige Trinkwasservorkommen nicht zu gefährden.
    Die häufige vorgebrachte Kritik, die Erschließungskosten dürfen nur auf die verkaufte, nicht aber auf die gesamte Fläche berechnet werden, ist nicht stichhaltig. Erstens ist das keine allgemeingültige Regel sondern hängt davon ab, wie die jeweilige Zahl zu verstehen ist. Und zweitens haben wir sowieso mit dem günstigsten Fall einer sehr dichten Bebauung von 70% der Gesamtfläche gerechnet. Verkauft man weniger (für Waldlehrpfad, Kindergärten oder ein "naturverträgliches" Gewerbegebiet) werden die Kosten dermaßen unerträglich, daß der o.g. Unterschied vernachlässigbar ist.
    Laut Aussage von Hrn. Panzinger (Kämmerer der Gemeinde Andechs) am 12.10.2001 wurden von der Gemeinde Andechs für das jüngst fertiggestellte Gewerbegebiet eine Fläche von 4 ha erworben und auch 4 ha beplant. Die Gesamtkosten der inneren und äußeren Erschließung betragen umgelegt auf die 4 ha 211,- DM. 
  5. Für die Größe der Ausgleichsfläche ist der ökologische Wert der verbrauchten Gewerbefläche entscheidend. Leider gibt es noch kein Gutachten, das diesen Wert und damit die Größe der Ausgleichsfläche festlegt. Es gibt Aussagen, daß man von 1/6 der ursprünglichen Fläche ausgehen kann. Daher werden hier 3 ha angesetzt. Als Preis für den Ankauf kann man nicht die vollen 80 DM ansetzen. Daß jemand die Fläche zu dem für landwirtschaftliche Flächen üblichen Preis (5-10 DM/m²) hergibt, wenn andere dafür 80 DM bekommen, ist ebenso unwahrscheinlich. Daher haben wir hier einen Mittelwert von 30 DM/m² angesetzt.
  6. Folgekosten des Ankaufs:
    Kaufpreis 80 DM / m² =  14,08 Mio. DM
    Notargebühren (ca. 2%) + Grunderwerbsteuer (1%) + Finanzierungskosten (ca. 6-7%) zusammen ca. 8% = ca. 1,1 Mio. DM. Zusammen 15,2 Mio. DM = 86 DM / m²
    jährlich entstehen ca. 6% Finanzierungskosten = 912.000 DM
    Da man davon ausgehen kann, daß nicht sofort die gesamte Fläche verkauft wird, ergeben sich auf die Hälfte der vorgestreckten Erschließungskosten (41,57 Mio. DM / 2 = 20,78 Mio. DM )
    jährliche Finanzierungskosten von 1,25 Mio. DM  
  7. TDM bedeutet Tausend DM ( 35.300 TDM sind also 35.300.000 DM bzw. 35,3 Mio. DM)
  8. 17,65 ha = 176.500 m²

     

Vorspann:
Erschließungskosten pro m² 200  DM / m²
Kaufpreis der Fläche des Gewerbegebietes: 80 DM / m² + Nebenkosten (Notar, Steuer, Finanzierung etc)
86  DM / m²  => 15.136  TDM
Kosten für erschließungsmäßige Anbindung des Großgewerbegebietes an den letzten Hauptverteiler in Etterschlag:
Entfernung ca. 600  m  
Baukosten 1.000  DM / lfm  => 600  TDM
Kosten für Umgehungsstraße (wie von Gemeinde gezeichnet)
Entfernung ca. 800  m
Baukosten für ca. 7m Breite 1.000  DM / lfm  => 800  TDM
Grunderwerb für ca. 9m Breite 86  DM / m² => 619  TDM
Ausgleichsfläche: Fläche 3  ha
Grunderwerb 30  DM / m²  => 900  TDM
Aufforstung 10  DM / m²  => 30  TDM

 

Berechnung
Erwerb und Erschließung von 17,65 ha
Erschließung 200 35.300  TDM
Anbindung an Erschließung 600  TDM
Umgehungsstraße 800  TDM
Ausgleichsfläche 90  TDM

------------

 -----
Zwischensumme Baukosten 36.790  TDM
Planungskosten = 10% der Herstellungskosten 3.679  TDM
Grunderwerb Gewerbefläche 15.136  TDM
Grunderwerb Umgehungsstraße 619  TDM
Grunderwerb Ausgleichsfläche 900  TDM

=====

 ===
Kosten 57.058  TDM

=     57,06

 Millionen

Wir haben (zu Gunsten der Befürworter des Großgewerbegebietes) angenommen, daß ca. 70% der Fläche verkauft wird. Der Rest sind Erschließungsflächen.

Um den m²-Preis zu erhalten, den man verlangen muß, teilt man die Kosten durch die zu verkaufende Fläche. Möchte man nun nicht zu Null abschließen sondern bei dem Verkauf auch noch etwas verdienen, muß man so viele Millionen DM zu den Kosten hinzuaddieren, wie man abbauen möchte. Die Befürworter geben an, daß sie sowohl die 10 Millionen DM Schulden der Gemeinde (siehe Wörthseespiegel Sept. 2001) abbauen, als auch als Wohltäter auftreten möchten (Mehrzweckhalle, Fußgängerinsel, Schulsanierung etc.).

Zu diesem Preis pro m² muß die Gewerbefläche verkauft werden:
Preis = (Kosten + Schuldenabbau) / verkaufte Fläche
Schuldenabbau (Mio)

12,5

 ha
0 456,5 = Selbstkostenpreis
1 464,5
2 472,5
3 480,5
4 488,5
5 496,5
6 504,5
7 512,5
8 520,5
9 528,5
10 536,5
11 544,5
12 552,0

Die Befürworter des Großgewerbegebietes geben ferner an, daß man sich durchaus auch ein kleineres Gewerbegebiet vorstellen könnte. Eines, daß sich sehr gut in die Landschaft einfügt. Mit viel Grün.

Man kann also von ca. 9 ha verkaufter Fläche ausgehen. Damit ergibt sich folgender m²-Preis, der von der Gemeinde verlangt werden muß:

Schuldenabbau (Mio) 

9

 ha verkaufte Fläche
0 634,0 = Selbstkostenpreis
1 645,1
2 656,2
3 667,3
4 678,4
5 689,5
6 700,6
7 711,8
8 722,9
9 734,0
10 745,1
11 756,2
12 767,3

Glauben Sie, daß man für 767 DM / m² die Flächen an ortsansässiges oder ortsverträgliches Gewerbe in kürzester Zeit verkaufen kann?

Falls Sie es nicht glauben: Sind Sie der Meinung, daß hier auf einer soliden Grundlage die Weichen für die nächsten Generationen gestellt werden?

 

Startseite ] übergeordnete Seite ]